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Ihr wollt euch gruendlich und sicher durch den finalen Bang beenden ? Herzlichen Glueckwunsch zu dieser ausgezeichneten Methodenwahl ! Herzliches Beileid aber fuer die bevorstehende Qual, eine geeignete Waffe aufzutreiben.

Fangen wir mit der Wurzel allen Uebels an: Das dt. Waffengesetz (WaffG) fordert ein besonderes sog. Beduerfnis fuer den Besitz einer Waffe. Leider ist es mit der gesellschaftlichen Liberalitaet noch nicht so weit, dass "Suizidwunsch" als ein zureichendes Beduerfnis gilt. Wollt ihr eine Waffe euer Eigen nennen, muesst ihr schon brav in eine der gesetzlich vorgeschriebenen Beduerfnisgruppen passen. Als da waeren:

  1. Sportschuetzen
  2. Jaeger
  3. Sammler
  4. Buechsenmacher
  5. Selbstschutzbeduerftige

Diese Reihenfolge entspricht der Rangfolge. D.h. ich halte - trotz der ironischen Zwischentoene - Moeglichkeit a) fuer die praktikabelste, wohingegen d) und e) eher nur der Vollstaendigkeit halber aufgefuehrt sind.

Zum einzelnen:

a) Sportschuetze: Die realste Moeglichkeit, an eine Waffenbesitzkarte (WBK), und damit an eine eigene Waffe zu gelangen. Wie nervenaufreibend und erfolggekroent diese Wahl sein wird, haengt von euch ab. Koennt ihr euch so gut verstellen, dass man euch nicht ansieht, dass ihr euch in der Gesellschaft eurer Schiessbrueder unwohl fuehlt ? Habt ihr noch genuegend Stehkraft in Reserve, euch mit kleinkarierten, spiessbuerger- lichen Familienvaetern, rechtsorientierten Stammtischparolen, waffengeilen Moechtegern-Kriminellen auseinanderzusetzen ? Wenn nein, lest bitte gleich bei Punkt b) weiter. Fuer alle Standhaften nun sieben Schritte zu einer legalen Waffe:

1) Erste Kontaktaufnahme: Schlagt im oertlichen Telefonbuch die Schuetzenvereine in eurer Region nach. Keine Angst, selbst im kleinsten Loch gibts in Deutschland einen, ihr habt ihn bisher nur nicht zur Kenntnis genommen. Ruft an, sagt, ihr wolltet gerne in den Schiessport reinschnuppern und ein Probetraining machen. Fehlt euch dazu der Mut, wartet auf das jaehrliche Schuetzenfest. An diesem "Tag der offenen Tuer" ist man neue Gesichter gewohnt und ihr habt die Chance, gleich die richtigen Ansprechpartner zu erwischen.

2) Erstes Training: Kommt puenktlich, seid ordentlich angezogen und stets hoeflich zu den Alteingesessenen. Zeigt euch an allem interessiert, beachtet alle Vorschriften. Man wird euch vermutlich ein harmloses Luftgewehr in die Hand druecken und euch auf die 10m-Pappscheibe schiessen lassen. Stellt euch nicht zu dumm an und nehmt es mit der Sicherheit ueberkorrekt. Das kommt immer gut an. Ist das Geballer zu Ende, versucht euch in den anschliessenden Stammtisch zu integrieren. Bekommt heraus, wer im Club was zu sagen hat (Stichwort Vorstand) und kriecht ihm unauffaellig, aber konsequent in den Arsch. Schliesslich wird spaeter er darueber entscheiden, ob ihr fuer eine eigene Waffe "beduerftig" seid.

3) Zweites Training und folgende: Ihr habt euch entschlossen, dass Martyrium auf euch zu nehmen, und die Sache bis ans suesse Ende (= Tod) durchzuziehen ? Gut, dann aber fleissig trainiert ! Das Gesetz schreibt vor, dass man mindestens ein 1/2 Jahr Vereinsmitglied sein muss und in dieser Zeit regelmaessig am Training zur Verbesserung seiner Leistungen teilnimmt. Die Auslegung dieser Klausel wird von den Vereinen unterschiedlich ausgelegt. Besonders "serioese" Schuetzenvereine erwarten die Teilnahme an Rundenwettkaempfen und Vereinsmeisterschaften und vergeben Beduerfnisnachweise erst nach jaehrlicher Trainingsteilnahme (Belegbuch !) und Abstimmung im Vorstand. Laxere "Schiessclubs" lassen den erkennbar guten Willen zur Leistungssteigerung gelten und vergeben kulant nach dem obligatorischen halben Jahr einen Nachweis des Bedarfs. Das uebliche Mittelmass entspricht meist den Anforderungen des Deutschen Schuetzenverbandes. Dieser schreibt die Ringzahlen fuer bronzenes/ silbernes/goldenes Abzeichen vor. Meist wird erwartet, dass man das silberne Abzeichen schafft. Das ist nicht allzu schwierig. Generell gilt aber bei allem: Sympathie bei den richtigen Leuten, Bereitschaft auch mal den Schiesstand zu saeubern, und keine schwerwiegenden Verstoesse gegen die Sicherheitsvorschriften helfen enorm und gleichen mangelndes Schiesstalent mehr als aus !

4) Bedurfnisnachweis: Ihr habt das Spielchen bis dahin artig und erfolgreich mitgemacht, und wollt nun endlich die Fruechte eurer Arbeit ernten ? Nun, lasst einfach durchscheinen, dass euch die Vereinswaffen zu schlecht sind, ihr eure Ringzahlen durch eine eigene Waffe erheblich steigern koenntet. Das werden eure neuen Freunde sicher verstehen. Guenstig ist, wenn einer der ihren gerade seine gebrauchte Waffe zum Verkauf anbietet. Macht ihm einen ueberguten Preis, betont dabei, dass nur die (noch) fehlende WBK euch am Geschaeft hindert. Dann wird der etablierte Kamerad eure Bitte um eine Beduerfnisbescheinigung mittragen. Wie auch immer, irgendwann muesst ihr den Vorstand davon ueberzeugen, dass es nun an der Zeit sei, euch eine solche auszustellen. Spricht nichts dagegen, wird er das tun. Andernfalls koennt ihr ja auch mit eurem Austritt drohen. Ihr werdet staunen, wie ungern die Herren euch verlieren wollen, wenn ihr immer gelehrig und nett wart.

5) Behoerdengang: Habt ihr den Nachweis ueber euer Beduerfnis, pilgert ihr damit auf das zustaendige Amt um endlich eine Waffenbesitzkarte (WBK) zu beantragen. Welche weiteren Papiere (polizeiliches Fuehrungszeugnis, Personalausweis, evtl. weitere) ihr dazu braucht und was man wie wo genau beantragt, werden euch eure Schuetzenbruder gerne erklaeren. Wichtig zu erwaehnen ist hier, dass es keine universale WBK gibt, sondern ihr muesst genau angeben, welche Waffenart ihr in Zukunft sportlich schiessen wollt. Da die wenigsten Schuetzenvereine fuer eine .44 Magnum einen geeigneten Schiesstand haben bzw. keine grosskalibrigen Wettbewerbe anbieten, wird man euch kaum diese Wumme in die WBK eintragen. Am geeignetsten halte ich, Kleinkaliber-Gewehr zu schiessen. Man bekommt eine WBK fuer sog. Langwaffen (alles ueber 60 cm Gesamtlaenge), auf die man auch Jagdflinten eintragen lassen kann. Und genau das ist ja bekanntlich das idealste Instrument zur Selbstverneinung !

6) Waffenkauf: Sobald euer Antrag auf eine WBK positiv entschieden wurde, koennt ihr euch eine Waffe kaufen. Entweder beim Vereinskollegen, beim oertlichen Buechsenmacher oder bei einem der grossen Versender (u.a.Frankonia, Kettener). Bei letzteren muesst ihr einfach mit der Bestellung eure WBK einschicken und die ausgewaehlte Waffe wird darin eingetragen. Dies berechtigt euch zum Kauf und Besitz der Waffe mitsamt passender Munition. Soll eure Schwindeltour nicht gleich auffliegen, muesstet ihr natuerlich zwei Waffen kaufen. Einmal die Suizid-Flinte, zum anderen ein Kleinkaliber-Gewehr als Alibi.

7) Zieleinlauf: Ihr habt, was ihr wolltet. Mit der idealen Selbsttoetungsmachine im Schrank, koennen euch die Ballerfritzen jetzt am Arsch vorbei gehen. Aber bitte nicht allzu schnell, das waere auffaellig. Besucht noch ein paar mal das Training. Zeigt euch veraergert, dass das teure neue Gewehr enttaeuschend schlecht ist. Und ueberhaupt wird das Schiessen langsam stupide. Oder ihr habt einen Aussenstellen-Job angenommen. Was auch immer, irgendwann geht ihr gar nicht mehr hin. Keine Angst, die WBK und die Waffen duerft ihr behalten. Komischerweise prueft kein Mensch nach, ob euer Beduerfnis irgendwann erloschen ist. Einmal beduerftig, immer beduerftig... Moeglicherweise habt ihr aber in der Zwischenzeit so viel Freude am Schiessport gefunden (spaetestens, wenn ihr mit eurem neuen High-tech Gewehr Landesmeister geworden seid) und habt eure Schuetzenbrueder so arg lieb gewonnen, dass ihr das Leben wieder lebenswert findet. Nun, dann kann ich euch auch nicht weiter helfen. Verkauft doch aber bitte eure legal erworbene Flinte an einen beduerftigen Suizidaer.

b) Jaeger: Ein steiniger, teurer Weg. Du musst die Jaegerpruefung ablegen, die nicht ohne Grund "gruenes Abitur" heisst. Die Stoffmenge ist immens, sich den Stoff ohne Interesse reinzuziehen ist IMO nahezu unmoeglich, auf alle Faelle sehr zeitintensiv. Hinzu kommen sehr hohe Unterrichts- und Pruefungskosten (alles in allem ca. 2000 DM). Der bestandene Jagdschein ist zugleich der Nachweis eurer Beduerftigkeit. Aktive Jaeger, gar mit eigenem Revier, muesst ihr natuerlich nicht sein. Auch wenn ihr euch als Suizidaere kaum fuer Rotwild-Parasiten interessieren moegt, schaut euch in der Buchhandlung eures Vertrauens einige Buecher fuer die Jaegerpruefung an. Die Kapitel ueber Waffenkunde sind sehr gut zusammengefasst und lehrreich fuer den perfekten Abgang.

c) Sammler: Du musst dem Amtsmenschen glaubhaft machen, dass du ein waffenhistorisches Interesse hast und dass du das mit einer bereits bestehenden Sammlung nachweisen kannst. Das ist zugleich das Problem. Wenn nicht gerade dein adliger Opa das zeitliche gesegnet hat und er dir sein Jagdschloesschen samt Inhalt vermacht hat, wie sollst du ohne WBK eine eigene Sammlung aufbauen ? Ein Teufelskreis, aus dem IMO nicht leicht zu entkommen ist. Wenn ihr gerade im Lotto gewonnen habt, koenntet ihr folgendes versuchen: Beantragt eine WBK fuer 4mm-Waffen. Man bekommt sie ohne Beduerfnispruefung ! Viele Waffengeschaefte bieten auf 4mm kastrierte, sonst aber original belassene Schusswaffen an. Hiervon muesstet ihr geschickt den Grundstock eurer zukuenftigen Sammlung zusammenkaufen, und zwar so, dass Sammelluecken entstehen, die nur durch Waffen im Originalkaliber zu fuellen waeren. Das duerfte hinreichendes Beduerfnis fuer eine richtige WBK rechtfertigen.

d) Buechsenmacher: Ihr meldet euch fuer eine Lehre zum Buechsenmacher an. Irgendwann werden sie euch etwas Schiessbares in die Hand druecken. Und in einem unbeobachteten Moment passiert dann der Unfall in der Werkshalle. Das hat sogar noch paedagogische Wirkung fuer die anderen Lehrlinge !

e) besonders Selbstschutzbeduerftige: Hierunter fallen verschiedene Berufsgruppen wie Polizei, Grenzschutz, Politiker, Wertgutfahrer, Aerzte, die oft mit suchtgefaehrdeten Medikamenten unterwegs sind, Anwaelte, die brisantes Beweismaterial mit sich rumschleppen muessen, etc. etc. Otto Normal, der zur Verteidigung von Muttis Goldschmuck eine Waffe fordert, wird nur einen mueden Lacher ernten. Entweder ihr schliesst euch einer der Risikogruppen an, oder ihr vergesst es einfach.

-Mr. Lebensekel

Last update: Friday, May 07, 1999 23:00


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